Freitag, 6. Februar 2015

Republic Day - Wie man vier unterschiedliche Feste an einem Tag feiert


Heute ist der 26. Januar. Ein wichtiger Tag für alle Inder dieser Welt. Ihre Republik hat 66. Geburtstag. Nicht nur Delhi steht Kopf, wo die Vorbereitungen schon liefen, als wir dort vor zwei Wochen auf unserer Rundreise stopp machten, in Prachodana ist ebenfalls einiges los. Es ist nämlich nicht nur Republic Day.





Heute feiert nämlich auch die Gemeinde unseres Direktor zwei Feste auf einmal: Den Community Day und das „Year of the Consecrated Life“. Wir gehen mal wieder mit in die Kirche, trotz zweistündiger - uns unverständlicher- Predigt, denn sechs unserer Mädels aus dem Heim haben einen Tanz vorbereitet. Einen sogenannten „Welcome-Dance“. Nach dem Gottesdienst, wird nämlich noch gefeiert und zwar in Form eines kulturellen Programms. 

Heute sind wir außerdem eingeladen, bei einer unseren ersten Bekanntschaften, die wir in Indien machten. Nämlich bei der Polizeibeamten, die für unsere Registrierung zuständig war. Man kann sie wirklich eine Bekannte nennen, nach fünf gemeinsam verbrachten Nachmittagen im lauschigen Büro der Polizeistation Hassan.

Unsere Kinder müssen heute früh in die Schule, noch vor dem Frühstück, um Flagge zu hissen, Hymne zu singen und zu beten. Begrüßt werden wir morgens mit „Wish you a happy Independen...aaaahhh Republic Day, MISS!“ (Ist aber auch wirklich verwirrend diese ganzen indischen Nationalfeiertage).



Unsere sechs Mädels nehmen an der schulischen Zeremonie nicht teil, sondern verbringen die Zeit vor dem Frühstück, bis zu ihrem Auftritt in der Kirche vor Allem mit einem: Stylen. Von Fußketten, Bangels, bis Kopfschmuck und Lippenstift war alles farblich aufeinander abgestimmt. Am Abend davor wurden sie schon gestriegelt und gebügelt. Ja wirklich, Glätteisen sind überschätzt, Haareglätten funktioniert auch mit dem Bügeleisen.

Die Einladung zur besagten Hauseinweihung bekamen wir eines morgens in die Hand gedrückt, als wir, nachdem wir unsere Kinder zur Schule begleitet hatten, unsere morgendliche Runde drehten. Ein Auto hielt, der Kopf der Polizeibeamten schaute aus dem Fenster und ohne viele Worte zu verlieren, drückte sie uns eine schriftliche Einladung in die Hand. Der Plan ist dort nach der Feier in der Kirche hinzufahren.




Der Republic Day äußert sich neben Glückwünschen in wunderschönen Rangoli-Mustern
 auf den Böden vor offiziellen Gebäuden und einem Fernsehprogramm. Unsere Kinder sind ganz aufgeregt, und ich glaube spätesten jetzt kann man mit Fug und Recht behaupten, dass jeder Inder das Gesicht Barack Obamas erkennt. Es ist das erste mal, dass ein US-President am Republic Day Indien besucht, unsere Kinder fanden das ganz „suuuper!“. 





Der Auftritt unserer Mädels ging gut über die Bühne, auch wenn mir das Herz kurz davor in die Hose rutschte (klappt das auch mit der Musik?, der USB-Stick, passt der in die Anlage?). Abgesehen von unseren Mädchen, die eindeutig den Höhepunkt bildeten, ist das Programm noch geprägt von Drama und Reden. Und natürlich, von einer „Tea“-Pause. Sie ziehen es wirklich durch, dem gesamten Publikum (mind. 400 Leuten) Chai mit Keksen zu servieren. 

Die christliche Umgebung früher verlassend, hasten wir zur hinduistischen Hauseinweihung. Als wir das Haus betreten, bleibt uns der Atem erstmal weg, es ist vollkommen zugeräuchert. In der „Hall“ steht eine Feuerschale, von zwei Priestern betreut, auf dem Boden wieder wunderschöne Rangolis. In der einen Ecke vor dem Altar mit Götterbild und Opfergaben, steht die Hausherrin, unsere Polizistin, mit ihrer Familie, alle traditionell angezogen. Die Frau im Sari mit Festtags-Schmuck, der Mann nur im Lungi (kein Oberteil), die Kinder schnieke zurecht gemacht. Die Besucher stehen Schlange um den Hausgott zu würdigen und so für die Familie und ihr neues Heim zu beten. Auf dem fünf Meter langen Weg vom Altar zurück aus dem Haus, werden uns gleich dreimal frisch gesegnete Süßigkeiten in die Hand gedrückt. Nach Verlassen des Hauses werden wir dann sehr oft daran erinnert „Uta“ zu machen, was bedeutet, ja nicht zu vergessen, zu essen. Vor dem Haus sind nämlich zwei riesige Festzelte mit Bergen an Essen aufgebaut, die darauf warten gefüllt zu werden. Wir verschlingen unser indisches Festtags-Essen auf dem Bananenblatt mit Genuss und freuen uns als die Hausherrin meint „You bring so much diversity. I‘m full happy.“





Wieder einmal hat mir mein Indien bewiesen, wie schön es feiern kann. Ob national, innerhalb einer Gemeinde, oder privat. Und zu Not halt alles auf einmal.

1 Kommentar:

  1. Hallo Ihr Beiden, wieder ein schöner Beitrag in den Nationalfarben Indiens. Ja, die Inder können feiern und haben gefühlt sogar mehr Feiertage als Bayern - Respekt! Viele Grüße und genießt Eure verbleibende Zeit (Enjoy! Enjoy! Relax! Enjoy! ;-)),
    Hubertus

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