Dienstag, 25. August 2015

147 Tage bin ich wieder hier. 


Sind Franzi und Jule nicht mehr in Prachodana. Und ich habe langsam das Gefühl wieder meinen Platz gefunden zu haben, so zu leben, dass ich damit zufrieden bin, mit Indien in meinem Herzen. Indien, das irgendwie in vielen Sachen mitklingt, die ich so mache, die ich so sage. 

Ich bin auf einen Ausschnitt gestoßen, der recht deutlich ausgedrückt hat, was immer mitschwingt:


Zum Beispiel? Nur zum Beispiel, was es heißt ein Mann zu sein. In einer Stadt. in einem Jahrhundert. Im Übergang. In einer Masse. Von der Wissenschaft umgemodelt. Unter organisierter Macht. Gewaltigen Kontrollen unterworfen. In einem durch die Mechanisierung verursachten Zustand. Nach der jüngsten Enttäuschung radikaler Hoffnungen. In einer Gesellschaft, die keine Gemeinschaft war, und Persönlichkeit entwertete. Auf Grund von multiplizierter Kraft von Zahlen, die das Ich zur Unerheblichkeit verurteilte. Die Rüstungsmilliarden gegen auswärtige Feinde ausgab, aber für die Ordnung im Lande nicht bezahlen wollte. Was der Brutalität und Barberei in den eigenen großen Städten Tür und Tor öffnete. Zur gleichen Zeit Druck von Millionen Menschen, die entdeckt haben, was gemeinsame Anstrengungen und Gedanken erreichen können. Wie Megatonnen von Wasser auf dem Grund des Ozeans die Organismen gestalten. Wie die Gezeiten Steine glätten. Wie die Winde Klippen höhlen. Die schöne Supermaschinerie öffnet ein neues Leben für unzählige Menschen. Möchtest du Ihnen das Recht zum Leben absprechen? Möchtest du sie auffordern, zu arbeiten und zu hungern, während du köstliche altmodische Werte genießt? Du - du selbst bist ein Kind dieser Masse und ein Bruder aller anderen. Oder aber ein Undankbarer, ein Dilettant, ein Idiot. Da, Herzog, dachte Herzog, weil du nach dem Beispiel fragst, das siehss du, wie die Dinge laufen. 

- aus ‘der Herzog’ von Saul Bellow


Bewusstsein, sich etwas Bewusst sein, sich Bewusst sein Teil einer Masse zu sein, aber nicht mitmachen zu müssen, Sachen blöd finden zu dürfen, sich zu wehren, ein Recht haben zu genießen, ohne dabei anderen Rechte zu nehmen - Ja, das ist die Kunst. So will ich leben, das hat mir Indien gezeigt. Und auch lebenswert zu suchen, zu sehen, versuchen ihn immer dabei zu haben. 

von Jule

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